Der Fahrzeugkauf

Die Auswahl des richtigen Brummbrumms

Ihr müsst Euch vor dem Kauf eines fahrbaren Untersatzes natürlich überlegen, was es werden soll: Ein kleiner, unauffälliger „Stealth-Camper“ oder ein nobel umgebautes Traumschiff, bei dem Dimensionen und Preis keine Rolle spielen? Oder irgendetwas dazwischen? 

Ich tendierte bei meiner Suche eher zum unscheinbaren Campingbus, weshalb ich mich für einen T5 ohne Hochdach entschieden habe, immerhin aber mit langem Radstand. Im Nachhinein würde ich doch ein Fahrzeug mit Stehhöhe im Innenraum bevorzugen, da die gebückte Haltung auf Dauer etwas auf den Rücken geht (und das sagt ein relativ kleiner Mensch!). 

Aber nicht nur die Karosserie ist ein wichtiger Faktor, auch die Motorisierung sollte wohlüberlegt sein, denn so ein Ausbau kann durchaus einiges an Gewicht auf die Achsen bringen. Wenn der 1,0l Eco-Boost-Motor in der dritten Serpentine in den slowenischen Alpen keuchend den letzten Atemzug von sich gibt, habe ich Euch hiermit immerhin gewarnt. Wer überlegt, mit dem Fahrzeug in schwierigeres Gelände zu fahren, sollte außerdem über Allrad nachdenken. 

Sobald man sich für einen Fahrzeug-Typ entschieden hat, beginnt die eigentliche Suche.

Neu oder gebraucht?

Hauptsächlich auch eine Frage des Portemonnaies, weil generell ist natürlich neuer auch besser. Oder etwa doch nicht? 

Gerade Neuwägen bringen einige Nachteile mit sich und die Überwindung, ein Loch für ein Fenster in die Karosse zu schneiden ist dann doch größer, als bei einem Gebrauchtwagen. 

Wichtig beim Kauf eines Gebrauchtwagens ist der Zustand und wie gut das Fahrzeug gewartet wurde. Wer keine Ahnung vom Gebrauchtwagenkauf hat, sollte eventuell einen erfahrenen Freund oder Freundin um Hilfe fragen.

Kapitel 2: Fahrzeug - Zwei Männer schütteln sich nach Vertragsunterzeichnugn die Hand
Der Kauf eines Fahrzeugs will wohl überlegt sein.

Generell ist das Angebot von ausgedienten Transportfahrzeugen recht groß, trotz des aktuell eher schlechten Gebrauchtwagenmarktes. Doch unter den Angeboten finden sich natürlich auch komplett verratzte Lieferwägen oder versiffte und stinkende Kühlfahrzeuge, daher: Augen auf. 

Ich hatte mit dem Wulli-Bulli viel Glück: Der Vorbesitzer hat den T5.1 mit 2,5l-TDI auch bereits zum Campen genutzt und sich vorbildlich um die Wartung gekümmert. Anfangs hatte ich einige Bauchschmerzen wegen der doch recht hohen Laufleistung von über 300.000 Kilometern, doch schon bei der Probefahrt zeigte sich: Das Fahrzeug ist beinahe makellos erhalten. 

Jedes Fahrzeugmodell hat übrigens typische Stellen, die gerne Rost ansetzen (bei meinem alten ‘93er Daimler war das beispielsweise das gesamte Auto) oder verschleißen. Am besten macht man sich vorher im Netz über diese bekannten Schwachstellen des gewünschten Modells vertraut, dann kann man beim Kauf entsprechend darauf achten.

Ein paar kleine Tipps zum Gebrauchtkauf

  • Lass dich niemals unter Druck setzen. Es ist dein Geld und du allein entscheidest, was du kaufst und was nicht!
  • Nimm dir genügend Zeit, das Fahrzeug zu inspizieren. Auch wenn der Verkäufer Stress macht, lass dich nicht hetzen!
  • Schau nicht nur nach dem äußeren Zustand, sondern kontrolliere auch den Innenraum gründlich: Stinkt es komisch? Rostet es überall? Wirkt es ungepflegt?
  • Lass dir das Scheckheft zeigen. Sind alle Services gemacht worden? Wie sieht es mit TÜV aus? Gab es oft Mängel?
  • Hatte das Fahrzeug vielleicht schon einen Unfall?
  • Verliert es sichtbar Öl oder ist der Motor ganz „zufällig“ extrem sauber?
  • Lass den Motor starten und höre genau hin. Hörst du komische Geräusche im Betrieb?
  • Eine Probefahrt ist Pflicht! Und zwar nicht nur einmal um die Ecke und zurück. Man sollte das Fahrzeug auch bei höheren Geschwindigkeiten ausgiebig testen!
  • Wenn du selbst nicht so viel Ahnung von Fahrzeugen hast, nimm jemand mit, der sich auskennt! Es emfiehlt sich sowieso, nicht alleine zu kommen. So hat man auch immer einen Zeugen, der im Notfall helfen kann!
  • Wenn dir der Verkäufer komisch vorkommt oder du beim Fahrzeug ein schlechtes Bauchgefühl hast: Brich den Kauf im Zweifelsfall ab! Du findest bestimmt noch ein anderes Fahrzeug, das zum Verkauf steht, aber dein Geld bekommst du meist nicht oder nur sehr schwer zurück, falls etwas nach Vertragsabschluss nicht stimmt!
Das Fahrzeug sollte genau inspiziert werden, bevor es gekauft wird. Aufdem Bild sieht man einen Mann mit Lupe.
Gebrauchtfahrzeug = Katze im Sack

Wohin für Reparaturen?

Das große Basteln? Besser der erste Gang in die Fachwerkstatt!

Wer sich mit Fahrzeugreparaturen auskennt und sich sowas zutraut, kann natürlich alle anfallenden Reparaturen oder Wartungsarbeiten selber durchführen. Für alle anderen (ich beziehe mich hier mit ein), ist der Gang in eine Kfz-Werkstatt unerlässlich. Ich habe weder die Möglichkeiten, noch das nötige Fachwissen und auch nicht unbedingt die Lust, beim Wulli-Bulli alle wichtigen Servicearbeiten selber zu erledigen. Man sollte auch bedenken, dass es auch versicherungstechnisch eine Rolle spielen kann, ob man es selber (unfachmännisch) macht, oder eine offizielle Werkstatt.

Mein Rat: Sucht Euch einen Fachmann, dem Ihr vertraut und zahlt lieber ein paar Euro mehr für den Service – so seid Ihr (auch versicherungs- und haftungstechnisch) auf der sicheren Seite.

Kapitel 2: Fahrzeug - Ein Mann beugt sich über ine geöffnete Motorhaube

Die passende Versicherung

Vollkasko? Teilkasko? Keine Kasko?

Na, wie sicher fühlt Ihr Euch am Steuer eines Transporters? Abgesehen von der Haftpflicht stellt sich die Frage: Vollkasko/Teilkasko/gar keine Kasko? 

Ich konnte bei meinem Versicherer (HUK24 übrigens) eine bezahlbare Teilkaskoversicherung mit geringer Selbstbeteiligung buchen, das reicht mir für den ja nun nicht mehr ganz taufrischen T5. Für neue(re) Fahrzeuge mit hohem Zeitwert ergibt eine Vollkaskoversicherung durchaus Sinn.

Günstige Anbieter wie zum Beispiel die HUK24, eine Online-Tochter von HUK-Coburg, haben den Ruf, im Schadensfall recht träge und schlecht erreichbar zu sein. Das kann ich bestätigen, die Erreichbarkeit ist nicht gut – Kontakt besteht lediglich per E-Mail und das teils mit wochenlangen Antwortzeiten. Die Schadensübernahme klappt meiner Erfahrung nach dagegen sehr gut, sowohl mit Kasko- als auch mit Haftpflichtschäden. Ob du nun für deine Versicherung etwas mehr bezahlst und dafür besseren Service bekommst, ist natürlich dir überlassen 😉

Sowohl Versicherung, als auch Fahrzeugsteuer sind übrigens erheblich günstiger geworden, nachdem ich den Wulli-Bulli beim TÜV zum Wohnmobil umgeschrieben habe.

Die Umschreibung zum Wohnmobil

Oder: Was man über Karl und Michael wissen sollte

Eigentlich kommt die Umschreibung zum Wohnmobil chronologisch gesehen ja am Ende des Umbauprozesses. Da man aber bereits vorher wissen sollte, worauf man sich da einlässt und was der TÜV erwartet, bevor das Fahrzeug ein Wohnmobil werden darf, möchte ich dir hier bereits von meinen Erfahrungen berichten.

Warnung vor ein paar Überspitzungen im folgenden Text – sie dienen lediglich der Verdeutlichung 😉

Begutachtung beim TÜV
Beim TÜV wird der angehende Camper auf Herz und Nieren geprüft.

Anforderungen:

Die sind eigentlich in ganz Deutschland gleich, zumindest theoretisch. In der Praxis sieht es tatsächlich so aus, dass es immer eine Einzelfallentscheidung des Prüfers ist. Wenn man nun an einen peniblen Prüfer („Michael“, 38, ambitioniert und pflichtbewusst) gerät, sind die Chancen bei gleichen Gegebenheiten möglicherweise weitaus schlechter als bei „Karl“ (62, kurz vor dem Ruhestand, keine Lust mehr auf den Mist). 

Für die Umschreibung zum Wohnmobil müssen ein paar grundlegende Anforderungen erfüllt sein, die da wären:

Schlafmöglichkeit (sollte ohnehin in jedem Camper vorhanden sein)

Sitzmöglichkeit (Bett als Sitz ist manchmal strittig, ein drehbarer Beifahrersitz reicht aber meist)

Tisch (mein kleiner Tisch zum Ausziehen hat bei mir gereicht)

Stauraum und Sicherungsvorrichtungen für Gepäck

Kochmöglichkeit

Gerade der letzte Punkt sorgt übrigens für den meisten Frust: Offiziell ist nämlich eine fest verbaute Kochmöglichkeit mit Gas-, Strom- oder Flüssigbrennstoffbetrieb notwendig. Die fest verbaute Induktionskochplatte im Wulli-Bulli war vorbildlich und mustergültig. Ich wollte aus Sicherheitsgründen (und auch, weil mir der Aufwand zu groß war) keine Gasinstallation im Fahrzeug und die für Innenräume zugelassenen Kocher mit Flüssigbrennstoff sind extrem teuer oder großer Murks. Deshalb fiel meine Wahl auf eine preiswerte Induktionsplatte* und später auf einen zusätzlichen Campingkoffer im Koffer* für draußen. Mit einem solchen Campingkocher allein kommt man aber übrigens mit Sicherheit nicht durch die Vorführung.

Das waren die offiziellen, formalen Voraussetzungen. Doch wer nun denkt, dass das ja doch ein bisschen zu einfach war, der hat leider absolut Recht! Es gibt in der Praxis eine Vielzahl von weiteren Vorschriften, die für eine erfolgreiche Umschreibung eingehalten werden müssen. Das Problem: Die stehen alle auf dem sogenannten TÜV-Merkblatt 740. Das kann man im Shop vom TÜV für schlappe 40 € kaufen, nur damit man weiß, was man eigentlich vorweisen muss. Ganz schöne Abzocke.

Camper beim TÜV
Die Vorführung beim TÜV ist ...

Die Vorführung(en) beim TÜV:

Meine erste Vorführung zur Umschreibung war übrigens nach nicht mal einer Minute schon vorbei. „Michael“ kam zum Wulli-Bulli und hat direkt den Kopf geschüttelt. „Man braucht zwingend ein Fenster im Wohnraum“, meinte er. Ich wollte keins, weil ich im Wohnraum schlafe und von vorne ja genug Licht reinkommt. „Es geht auch um Fluchtwege, von denen braucht man ja mindestens drei“, meinte er dann. Ich zeigte ihm die beiden Türen, die Heckklappe und die Schiebetür. Dass das vier Fluchtwege sind, hat ihn nicht wirklich interessiert. Die Sache war also sehr schnell vorbei und der Frust saß tief. Bis ich dank des Tipps eines Bekannten dann direkt einen Termin bei einer eher ländlichen TÜV-Niederlassung in der Gegend gemacht hab – bei „Karl“.  

Die zweite Vorführung lief so ab: „Karl“ bewunderte am nächsten Tag, wie gut meine Schiebetür noch läuft und als ich ihm erzählte, dass ich einen richtigen Sicherungskasten für die Landstromleitung eingebaut und dabei auch nur Kabel mit flexiblen Litzen verwendet habe, war er ganz aus dem Häuschen. Fenster haben ihn dagegen eher weniger interessiert („da hinten schläft man ja nur, außerdem hast du doch eine Lampe drin?“) und die vorhandenen Fluchtwege waren seiner Meinung nach absolut ausreichend. So war die zweite Vorführung ein voller Erfolg, der Wulli-Bulli war zum Wohnmobil geworden und mein Geldbeutel 130 € leichter.

Fazit:

Warum sich überhaupt die Mühe machen und das Fahrzeug zum Wohnmobil umschreiben? 

Es gibt natürlich ein paar Vorteile: Man spart meist eine ordentliche Summe an Steuern und möglicherweise auch Versicherungskosten und man darf bspw. manche Parkplätze benutzen, auf denen nur Reisemobile parken dürfen. Ob sich die Umstände für dich lohnen, kannst du mit diesem Tool des Bundesfinanzministeriums nachrechnen.

Nachteile: Das Umschreiben kann einiges an Nerven kosten, ist selbst auch mit Kosten verbunden und am Ende gibt es für Wohnmobile auch Einschränkungen. Zum Beispiel darf man manche Parkplätze und Straßen mit einem Wohnmobil theoretisch NICHT nutzen, mit einem PKW oder LKW dagegen schon.

Der Prozess war nervig, dennoch lohnt er sich, weil die meisten Anforderungen mit dem Umbau in einen halbwegs tauglichen Camper sowieso bereits erfüllt sind. Wenn man das Pech hat und an einen (über-)peniblen Prüfer gerät, darf man die Flinte nicht gleich ins Korn werfen. Und selbst wenn man am Ende doch noch etwas am Fahrzeug ändern muss – das Geld, was man durch die Umschreibung bei Steuer und teils auch bei der Versicherung sparen kann, ist es allemal wert.

Schreibe einen Kommentar

20 + drei =